Teilprojekt B03

Dauerüberwachung von Bauwerken mit modellbasierter Schadensdetektion unter Einsatz nichtlinearer Modellanpassungen und Methoden der Künstlichen Intelligenz

Die objektive, sachgemäße Einschätzung des Bauwerkszustandes und das frühzeitige Erkennen von Schadensart, -ort und -ursache stellen in der Bauwerksüberwachung die zentralen Aspekte dar. Automatisierte Überwachungssysteme, die kontinuierlich Verhalten und Zustand der Bauwerke diagnostizieren, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Besonders im Bauwerksmonitoring bieten sich zerstörungsfreie Prüfverfahren an, die auf Messungen und rechnerischer Analyse beruhen. Derzeit sind jedoch geschlossene und validierte Ansätze zur automatisierten Dauerüberwachung des globalen Tragwerkszustandes und die Detektion von Schäden massiver Bauwerke mit erheblichen Herausforderungen verbunden.

Die Einbindung automatisierter Überwachungssysteme ermöglicht eine objektive und kontinuierliche Erfassung des Bauwerkszustandes. Dadurch können einerseits Schädigungen zeitnah detektiert und bewertet, andererseits der Alterungsprozess des Bauwerks fortlaufend dokumentiert werden. Im Zuge des Schwerpunktprojekts SPP 100+ dienen die „Nibelungenbrücke“ in Worms und die Forschungsbrücke „openLAB“ hierbei als Validierungsbauwerke für die Entwicklung eines geschlossenen Ansatzes zur automatisierten Zustandsüberwachung hoch beanspruchter Massivbauwerke im Freien (Arbeitsphasen in Abbildung 1 dargestellt). Der Bauwerkszustand soll durch die zuverlässige Angabe von Ort und Ausmaß festgestellter Schädigungen beschrieben werden. Der Ansatz umfasst eine Schadensdetektion auf Basis einer nichtlinearen Modelladaption und Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI).

Im Rahmen der nichtlinearen FE-Berechnungen werden Sensitivitätsstudien zur Feststellung der identifizierbaren Zustands- und Schadensparameter vorgenommen und das Überwachungskonzept für den Einsatz zur automatisierten Schadensdiagnose vorbereitet. Aufgrund der inversen Problemstellung der Modelladaption soll die Eindeutigkeit von Lösungen analysiert und bewertet werden. Für die Umsetzung sollen verschiedene Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und Methoden zur Unschärfequantifizierung zusammengeführt werden: Die zu lösende Optimierungsaufgabe im Zuge der nichtlinearen Modelladaption ist hochgradig komplex. Die betrachteten Modelle können eine unterschiedliche Anzahl an Freiheitsgraden, verschiedene Beanspruchungen sowie mehrere Schadensorte aufweisen. Auf Basis von Genetischen Algorithmen (GA) soll ein Optimierungsverfahren entwickelt und zur Lösungsfindung in der Modelladaption eingesetzt werden. Da diese Optimierungsverfahren in der Regel nicht zu einer eindeutigen Lösung führen, werden zu Erhöhung der Zuverlässigkeit Clusterverfahren für die Beschreibung der erhaltenen Lösungen untersucht. Hierbei wird ein Messzeitpunkt einem numerischen Rechenmodell zugewiesen, dessen Systemkomponente den Bauwerkszustand zuverlässig beschreibt. Die Schadensdiagnose, -prognose und Empfehlungen für Instandhaltungsmaßnahmen erfolgt anschließend durch den Vergleich der Systemzustände verschiedener Messzeitpunkte und den gemessenen Reaktionsgrößen am Bauwerk. Das in Forschungsphase 1 und 2 entwickelte Konzept (Abbildung 2) der automatisierten Schadensdiagnose soll im Rahmen schädigender Belastungsversuche an der Forschungsbrücke „openLAB“ validiert werden.